pianist
Aufgefallen war uns der junge Pianist Tilman Krämer aus der Nähe von Stuttgart in der Redaktion erstmals, als eine CD mit Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ von einem uns fast vollkommen unbekannten Label aus Leonberg zur CD des Doppelmonats gekürt wurde. Unser Mitarbeiter Oliver Buslau war so begeistert, dass er sogleich nach dem Anhören in der Redaktion anrief und uns berichtete, er habe eine wunderbare CD gehört. Der Pianist auf dieser CD war eben jener Tilman Krämer. In den folgenden Jahren erschienen weitere CDs mit diesem Pianisten und machten immer wieder einen hervorragenden Eindruck. Nun hat dieser Pianist im Deutschlandradio in Köln die Sonate Opus 5 und die Balladen Opus 10 von Brahms eingespielt. Wir beobachteten ihn während der Aufnahmen und setzten uns mit ihm zusammen, um mehr über seine Person zu erfahren.
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Revísta del Conservatorio Superior de Música de Castilla y León
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In Edvard Griegs berühmten Klavierkonzert in a-Moll konnte dann der junge Pianist Tilman Krämer, der längst mit Preisen und Einladungen zu Festivals überhäuft wird, alle Register seines Könnens ziehen. Kraftvoll und virtuos gestaltete er Griegs romantischen Überschwang und entführte die Hörer im langsamen Mittelsatz in die Weite und Stille Norwegens. Von Tilman Krämer werden wir noch hören.
Effektvoll ging es weiter mit dem Klavierkonzert des Norwegers Grieg. Welch ein Brocken! Aber der Solist Tilman Krämer, Absolvent der Lübecker Musikhochschule, war den hohen Anforderungen gewachsen. Brillanz und Gefühl verbanden sich in seiner Interpretation.
Der "brahmssche" Geist war besonders im zweiten Teil des Programmes mit großer Intensität und bemerkenswerter Könnerschaft innerhalb des Klavierquartettes c-Moll op. 60 spürbar. Der deutsche Pianist Tilman Krämer übertrug auf die Gruppe seine tiefgründige Erfahrung der Musik des hanseatischen Komponistens durch seinen wunderbaren gefühlvollen und inspirierten Klang. Sein Eingreifen war entscheidend für eine Interpretation, die sich durch große emotionale Spannung und formales Schönheit auszeichnete.
Im Innern hört man anderes: gedämpfte Lieder in Moll, duftige Septakkorde, die sich in blaue Himmel hinwegträumen. Tilman Krämer hat das Stück nebst der Sonate fis-Moll op. 2 aufgenommen. Mit herrlichen Una-Corda Effekten und kluger Tempogestaltung gibt er den Schönheiten der Musik Raum.
Der Einstieg ist heikel. In Beethovens fünftem Klavierkonzert rollt das Orchester dem Solisten im Fortissimo den Teppich aus, er muss sogleich mit voller Kraft präsent sein. Tilman Krämer war es. Den Arpeggien gab er Ziel, souverän maß er den Raum aus. Schon hier zeigte sich die innere Ruhe seines Spiels. Die virtuose Pianistik meisterte er fast beiläufig, in den lyrischen Partien war er ganz bei sich. In der Überleitung vom Adagio zum Rondo nur er und eine Oktave in den Hörnern – wunderbar. Für die brüchige Heroik dieses Konzerts war Krämer der richtige Mann; das wurde im sehr gut besuchten Konzertsaal der Freiburger Musikhochschule nicht erst am Ende des Finales deutlich, dort, wo die Linie des Klaviers über die kleine Septime einfach nicht hinausgelangen will. Koboldhaft verhuscht, donnernd, gesanglich ausschweifend war das Spiel des Freiburger Klavierprofessors, im zweiten Satz dezent und bestimmt zugleich.
So fügte sich die Sonate in As-Dur opus. 110 perfekt in das Konzert ein. Lebendig musizierte Krämer den lyrischen Kopfsatz, dem er durch leichte, perlende Läufe Glanz verliehen. Ausgesprochen energiegeladen erklang seine Wiedergabe des Allegro. Das kantable, von Beethoven als klagender Gesang bezeichnete Thema des Adagios wurde vom Pianisten sehr ausdrucksvoll interpretiert. Hinreißende traurige Schönheit verlieh Tilman Krämer dem Arioso- Einschub des abschließenden Fugen-Satzes.
Als der Pianist Tilman Krämer am Samstagabend Felix Mendelssohn Bartholdys "Frühlingslied" als Zugabe anstimmt, ist rund ums Schloss Solitude die Sonne eigentlich schon untergegangen. Trotzdem scheint sie im Weißen Saal das Barockschlösschens aufzugehen: soviel Wärme und Helligkeit strahlt aus den Melodiegirlanden und begleitenden Harmonien, die Krämer seinem Flügel entlockt. Es ist der strahlende Höhepunkt eines Konzertes, welches vom Publikum mit stehenden Ovationen gewürdigt wurde."
Einem Meilenstein der Konzertliteratur widmete sich der 36-jährige Tilman Krämer mit makelloser Technik, Phrasierungs- und schlüssiger Interpretationskunst in Ludwig van Beethovens 4. Klavierkonzert. Trotz großer pianistischer Leidenschaft und starken Akzenten stand nicht das virtuose Ego im Vordergrund, sondern Versenkung und poetischer Zauber. Dem Beifallsturm mit Bravorufen - auch für das gleichberechtigte Orchester - dankte Tilman Krämer dann solo mit Felix Mendelssohn Bartholdys idyllischem Salonstück "Frühlingstraum".
Brillante Technik und souveräne Klangbeherrschung sind bei Krämer vollkommen verinnerlicht, mit Geist und Haltung durchgebildet. Jeder Ton scheint reflektiert und abgewogen, die Anschlagstimbrierung in beiden Händen gleichwertig bis in die Tiefenschichten kontrolliert. Und doch klingt sein Spiel frei, ätherisch durchleuchtet, vielsagend. Beethovens verschachtelt durchbrochene Formen bekamen etwas von einer metaphysischen Suche.
Während aber Nr. 1 bei aller Vitalität klassisch gebändigt wirkt, klingt Nr. 2 eher fantastisch- schweifend. Tilman Krämer meisterte die orchestralen, gleichsam "dreihändigen" Klaviersätze mit beeindruckender Virtuosität und verlieh sowohl farbkräftigen als auch zarten Schattierungen überzeugenden Ausdruck. Zurecht wird ihm nachgesagt, mit Brahms "per Du" zu stehen. Der begeisterte Applaus wurde mit zwei Zugaben belohnt.
Spätestens jetzt muss bei dem furios gespielten Werk näher auf den Pianisten eingegangen werden. Krämer ist ein herausragender Brahms-Spieler, mit viel Gestaltungskraft. Sein Brahms klingt spannungsintensiv und kontrastreich, mit rundem warmen Ton und differenziert im Detail.
Spätestens hier ist es an der Zeit, auf Tilman Krämers segensreiches Wirken am Klavier einzugehen; die verstetigte Präzision seines Musizierens macht ihn zum ruhenden Pol und Motor allen Musizierens. Stellvertretend hierfür sei das hinreißende Adagio des Klaviertrios op. 8 genannt, in dem die Spannung zwischen Klavier einerseits und Streichern andererseits einer nonverbalen Predigt gleichkommt.
Besondere Hörgenüsse bescherte Tilman Krämer dem Publikum beim Sinziger Schlosskonzert. Der international gefragte und preisgekrönte Pianist lud ein zum Hineinhorchen in Werke von Beethoven, Mendelssohn und Brahms. Voll spritziger Virtuosität und klanglicher Transparenz kamen etwa Mendelssohns "Lieder ohne Worte" oder Brahms zweite Sonate in fis- Moll daher.
Nach der Preisverleihung spielte Preisträger Tilman Krämer Schuberts Sonate a-Moll D 784 und vier Kompositionen von Eduard Erdmann. Schon zu Beginn hatte man den Eindruck, daß der Pianist "selbst" komponieren würde; mit atemberaubender Dichte zog er das Publikum in seinen Bann. Ob schnellste Stimmungswechsel, perlende Virtuosität, Klangfarben aller Dynamikabstufungen: ein Klangerlebnis der besonderen Art. Das begeisterte Auditorium forderte Tribut - und bekam ihn.
Nach der Übergabe der Auszeichnungen führte der erste Preisträger, Tilman Krämer, zum musikalischen Höhepunkt des Abends über. Konzentriert spielte der Pianist die frühe a-Moll Sonate von Franz Schubert, bot im variierten Andante wahre Klangwunder und bewältigte mitreißend das temperamentvolle Finale.
In der Fantasie C-Dur op. 17 von Robert Schumann rhythmisierte Krämer messerscharf und meißelte mit expressiver Wucht die drohenden Abgründe im ersten Satz. Absolut bestechend war die gestalterische Sicherheit mit der epischen Dimension dieses Werkes.
Für Beethovens fünftes und letztes Klavierkonzert, das unter dem Eindruck der Besetzung Wiens durch Napoleons Truppen entstand, hatte Burkhard Wolf den 37-jährigen Leonberger Pianisten Tilman Krämer eingeladen, einen gefragten Gast auf internationalen Musikfestivals. Krämer war bereits im Vorjahr mit dem Uni-Orchester aufgetreten und hatte sich damals ein begeistertes Publikum geschaffen, was wohl auch zum großen Andrang an Interessierten führte. Tilman Krämers Beethoven- Interpretation, differenziert, virtuos, von faszinierender Brillanz in den sehrschnellen Passagen wie dem Achtel- Sechzehntel- Motiv des Allegros, erfüllte die hohen Erwartungen des Publikums voll und machte den Zuhörern so viel Freude, so dass sie sich vor der Pause eine solistische Zugabe Krämers erklatschen.
Pianist Tilman Krämer gab einen begeisternden Brahms-Abend im Johanneshaus
Tilman Krämer bot nun im Öschelbronner Johanneshaus einen außergewöhnliche Brahmsabend mit diesen beiden manuell wie interpretatorisch so fordernden Sonaten, die er noch um das Scherzo op. 4 ergänzte. Krämer hat schon mit einer beachtlichen Einspielung von op.5 und den Balladen op. 10 von Brahms siehe „CD-Tipp“ auf sich aufmerksam gemacht. Seine Affinität zur Klangwelt von Brahms unterstricht Krämer auf bezwingende Weise. Der weitgriffige, unter Händen von manuell weniger überzeugenden Pianisten als Krämer oft sperrig klingende Klaviersatz wird von ihm federnd, mit gewaltigen dynamischen Reserven gemeistert. Er kann sich problemlos dem Vergleich mit durch Marketing-Kampagnen ihrer großen Plattenfirmen bekannter gewordenen Pianistenkollegen stellen. Doch seine hervorragende Technik ist nicht Selbstzweck. Die oft von abrupten dynamischen Gegensätzen durchzogenen Klanggebirge des jungen Brahms und seine melancholisch durchtränkten langsamen Sätze sind bei Krämer in besten Händen. Dabei hat er den großformatigen Satzverlauf immer im Blick, verliert sich nie in den teilweise raffiniert realisierten Details. Ebenso verblüfft die Vielzahl der Klangfarben, die Krämer dem Flügel entlockt. Dieser Brahms ist weit entfernt von gesicherter Routine, immer von Risikobereitschaft auch des Ausdrucks geprägt.
Doch Krämer weiß auch Vordergründigkeit zu beherrschen. Etwa bei Brahms, der ihm mindestens ebenso nahe ist wie Beethoven. Die Fuge aus den Händel-Variationen erscheint als Gegenrede zum vorausgegangenen Beethoven-Pendant, ebenso reif, aber um wie viel konservativer und perfekt in der Herausarbeitung von Grund- und Antwortthema. Davor: 25-mal Brahms in differenziertesten Nuancen. So etwas nennt man Seelenverwandtschaft.
Tilman Krämer beherrscht schon jetzt etwas ganz Besonderes. Er besitzt eine ausgeprägte Vorliebe für das diagnostische „Abhorchen“ und die kostbare Fähigkeit, auch dem Publikum das Stethoskop dicht an die Ohren zu halten. Es war besonders spannend, einige eher verborgene Geräusche aus dem Innern der drei Komponisten Bach, Mendelssohn und Brahms zu finden. Zwischen 2001 und 2003 spielte Krämer die 48 „Lieder ohne Worte“ von Mendelssohn auf CD neu ein. Für das Publikum gab es daraus einen hervorragenden Querschnitt mit sieben Teilen. Diese Interpreationen waren meisterhaft gestaltet: technisch versiert, sorgfältig analysiert und ausgefeilt bis ins letzte Detail. Krämer kniete sich in jede Passage tief hinein, wies durch bewusste Hervorhebungen auf besonders interessante Klangfarbe und Figuren hin, ohne den Gesamtcharakter zu zergliedern.
Allein die technischen Anforderungen sind atemberaubend. Der ständigen Hochspannung des Beginns schließt sich die ununterbrochene Ruhe des langsamen Satzes an: ein Liebeslied, dessen optimistische Sehweise innig berührt, vor allem, wenn sie so zart und leise in Töne gefasst wird, wie es der Künstler tat. Rasch und zupackend in seinen Motiven erklang das Scherzo, beruhigte sich auch im Trio nicht. Der vierte Satz verwandelte das Liebeslied in pochende Trauermusik. Dann folgte übergangslos der schwiergie Schluss-Satz, in allen seinen verschiedenartigen Verästelungen vorwärts drängend, die einzelnen musikalischen Gedanken für sich und dennoch in der Suche nach Verknüpfung ausbreitend.